HISTAMININTOLERANZ
Wenn der Körper auf alltägliche Lebensmittel reagiert
Viele Menschen kennen das Gefühl: Nach dem Essen treten plötzlich rote Flecken auf der Haut auf, es kribbelt, der Bauch schmerzt oder das Herz beginnt zu rasen. Andere kämpfen mit einer dauerhaft laufenden Nase, Atembeschwerden oder immer wiederkehrendem Juckreiz. Was oft wie eine Allergie wirkt, kann in Wahrheit eine Histaminintoleranz sein – eine Stoffwechselstörung, die sich durch sehr unterschiedliche und häufig diffuse Symptome äußert.
Schätzungsweise über zwei Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen, überwiegend Frauen. Die Beschwerden reichen von leicht und gelegentlich bis stark belastend – und bei manchen schränkt die Histaminintoleranz den Alltag erheblich ein.
Was ist Histamin und warum kann es Probleme bereiten?
Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, der in fast allen Geweben vorkommt. Es wird in Haut, Lunge, Magen, Darm, Blutgefäßen und sogar im Gehirn gebildet und erfüllt zahlreiche wichtige Funktionen:,
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Regulation des Immunsystems
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Erweiterung und Verengung von Blutgefäßen
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Steuerung der Darmbewegungen
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Einfluss auf Schlaf-Wach-Rhythmus und Hormonausschüttung
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Beteiligung an Entzündungs- und Abwehrreaktionen
Eigentlich ist Histamin für den Körper essenziell. Problematisch wird es erst, wenn zu viel davon vorhanden ist – oder wenn der Körper es nicht mehr richtig abbauen kann.
Hier liegt der Kern der Histaminintoleranz:
Der Abbau des Histamins ist gestört, da oft das Enzym DAO (Diaminoxidase) zu wenig aktiv ist oder die Verstoffwechselung in den Zellen nicht richtig funktioniert. z.B. durch Stress oder ein traumatisches Erlebnis.
Die Folge: Histamin reichert sich an, und es kommt zu Beschwerden, die sich über viele Organsysteme erstrecken können.
Wie äußert sich eine Histaminintoleranz?
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen haben nur einzelne Beschwerden, andere reagieren auf vielen Ebenen. Typisch sind:
Verdauung & Bauchraum
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Durchfall
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Übelkeit und Erbrechen
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Bauchkrämpfe
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Blähungen
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Saurer Reflux
Haut & allergieähnliche Reaktionen
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Rötungen, Juckreiz, Quaddeln, Nesselsucht
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Akne, Hautunreinheiten
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Schwellungen, starke Reaktionen auf Insektenstiche
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Hautkribbeln
Atemwege
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Verstopfte oder laufende Nase
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Asthma oder Atemenge
Nervensystem & Psyche
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Kopfschmerzen und Migräne
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Schlafstörungen
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Hirnnebel (Brain Fog)
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Müdigkeit, Erschöpfung
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Innere Unruhe
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Konzentrationsschwäche
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Kribbelnde Gliedmaßen
Weitere Symptome
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Halsenge
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Rote Augen
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Menstruationsbeschwerden, verstärkte PMS-Symptome
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Gesichtsschwellungen
Da die Beschwerden so verschieden sind, bleibt die Histaminintoleranz häufig lange unentdeckt.

Histamin und Psyche – ein unterschätzter Zusammenhang
Ein erhöhter Histaminspiegel kann auch psychische Symptome verstärken. Studien zeigen, dass Histamin direkt mit dem „Wohlfühlhormon“ Serotonin interagiert. Steigt Histamin – etwa durch Entzündungen oder eine Intoleranz –, kann Serotonin sinken. Das erklärt, warum manche Betroffene depressive Verstimmungen, Angst oder Antriebslosigkeit verspüren.
Sobald der Histaminspiegel wieder sinkt, normalisiert sich auch die Serotoninfreisetzung.
Wie wird eine Histaminintoleranz diagnostiziert?
Da die Symptome vielen anderen Erkrankungen ähneln, ist die Diagnose eine Herausforderung. Häufig erfolgt sie über mehrere Bausteine:
1. Blutuntersuchung
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Bestimmung des Histaminspiegels
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Messung der Diaminoxidase (DAO)
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Untersuchung des Histaminmetabolismus im Urin
2. Ernährungsversuch
Zunächst wird eine histaminarme Ernährung für ca. zwei Wochen eingehalten.
Verbessern sich die Symptome und verändert sich der DAO-Wert, erhärtet sich der Verdacht.,
3. Differenzialdiagnostik
Um klar zu unterscheiden, werden Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen oder das Mastzellaktivierungssyndrom ausgeschlossen.
Was können Betroffene tun?
Die Therapie richtet sich individuell nach Schweregrad und Ausprägung. Bewährt haben sich:
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eine histaminarme Ernährung
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Identifikation persönlicher Trigger-Lebensmittel
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Unterstützung der Darmgesundheit durch eine Stuhluntersuchung
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Stressreduktion, da Stress Histamin freisetzen kann
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Enzympräparate (in ausgewählten Fällen)
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Behandlung möglicher Grunderkrankungen, die den Histaminabbau blockieren
Viele Patient*innen erleben bereits nach wenigen Wochen deutliche Verbesserungen.
Fazit
Eine Histaminintoleranz kann viele Beschwerden erklären, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Je besser man die Zusammenhänge versteht, desto gezielter kann man gegensteuern – und oft lässt sich die Lebensqualität durch einfache Anpassungen spürbar steigern.
